Christian Moser-Sollmann präsentierte seinen Roman „Tito, die Piaffe und das Einhorn“ gestern Abend im read!!ing room. Der ungewöhnliche Titel bedarf einer Erklärung. Tito ist der Spitzname der Hauptfigur, eine Piaffe ist eine Figur beim Kunstreiten und das Einhorn referiert auf ein legendäres Jazzlokal in Wien, das 1977 von Uzzi Förster gegründet wurde.
Bohème in Wien
Wenn man es genau nimmt, resümiert der Titel auf bestechend präzise Weise die Geschichte. Tito verweist auf die Hauptfigur, die bürgerlich Christoph Penz heißt und von Beruf Politikberater in Wien ist. Tito hat das Café Einhorn zu seinem Stammlokal erkoren. Im Einhorn trifft er auf Ulrike, die eine Starke Affinität zu Militaria und zum Reiten hat (Piaffe). Ulrike und Tito lernen einander kennen, lieben und ziehen relativ rasch zusammen. Soweit … so gut eingebettet in eine weite literarische Tradition. Allerdings variiert der Autor die klassischen Ingredenzien. Tito, der zynische Politikberater, wird mehr oder weniger widerstandslos von seiner Freundin in die Geheimnisse des Kochens und des Haushalts eingeführt. Fein spinnt der Autor eine Beziehung, die nicht nur die klassischen Geschlechtsrollen ein wenig auf’s Korn nimmt, sondern auch einen ironischen Blick auf die Wiener Bohème wirft – oder auf all jene, die sich für Bohèmiens halten. Der Autor interessiert sich für die Mechanismen von Beziehungen, verdichtet Alltägliches wie das korrekte Einräumen eines Kühlschrankes oder den sinnvollen Einsatz von Löffeln und Putzfetzen zu humorvollen Pointen und sorgt damit für eine sehr hohe Anschlussfähigkeit des Publikums.
Außerdem bespricht er das wunderbare Phänomen der Binnenmigrant*innen. Dabei handelt es sich um junge Menschen, die während ihres Studiums „auf Wien“ fahren, auf der Flucht vor der Einöde des Landlebens und der Provinz – und dann völlig desillusioniert feststellen, dass Wien auch nur ein Dorf ist; wenn auch mit einer besseren öffentlichen Verkehrsstruktur. Man kann sich also leicht vorstellen, dass der Osttiroler Christian Moser-Sollmann hier aus dem Vollen schöpfen kann.
Erste belletristische Publikation des Dachbuchverlags
Christian Moser-Sollmann präsentierte den im neu gegründeten Dachbuchverlag erschienen Roman mit viel Enthusiasmus. Der studierte Kommunikationswissenschaftler gab dabei auch Einblicke in unterschiedliche Schreibweisen oder Schreib“arbeiten“. Bemerkenswert war seine Aussage, dass wissenschaftliches Schreiben einfacher sei als Belletristik. Er versicherte darüber hinaus, dass „Tito, die Piaffe und das Einhorn“ kein One-Hit-Wonder bleiben solle und weitere Romane in Planung seien.
[…] etwas wie ein Kultkaffeehaus unter den Wiener Literaten zu sein. Neben Peter Campa widmete auch Christian Moser-Sollmann diesem spektakulären Ort im Wiener 6. Bezirk weite Strecken seines […]