Die Idee, eine Lesereihe zum 100. Jubiläum des Wiener Gemeindebaus zu machen, erscheint auf den ersten Blick nicht besonders originell. Und dennoch: Das Ergebnis ließ sich mehr als sehen oder hören. Vier Lesungen an unterschiedlichen Orten in Wien-Margareten (read!!ing room, Wohnpartner im Reumannhof und neunerhaus-Café), dazu noch eigene kult.touren zum Thema sorgten dafür, dass das Thema Gemeindebau zum inoffiziellen Leitmotiv 2019 wurde.
Mit der Unterstützung des Bezirks Wien-Margareten konnte das Projekt konzipiert werden. Wunderbare Schauspielerinnen wurden engagiert und abseits vom read!!ing room wurden interessante Aufführungsorte gefunden.
Am Vorabend des Staatsfeiertages brachte der read!!ing room die Reihe „Wiener Wohnen Anders“ mit der feinen, kleinen und schönen Benefiz-Lesung im „neunerhaus“-Café (Margaretenstraße 166) zu einem würdigen Abschluss.
Hand auf’s Herz: Wohin passt ein Text, der die Geschichte des sozialen Wohnbaus in Wien präsentiert und reflektiert, besser als in eine Institution, die sich mit dem Thema Wohnen und Wohnungslosigkeit beschäftigt!
Fanny Gmachl und Helga Leitner-Wlach in Hochform
Fanny Gmachl las bei der vorläufigen „Dernière“ mit Helga Leitner-Wlach (bekannt von der Theatergruppe Mimosen), was eigentlich eine Premiere war. Sie vertrat Andrea Nitsche, die derzeit am TWW engagiert ist. Die durchaus sperrige Prosa fordert(e) die Vortragenden und das Publikum gleichermaßen.
Fernab vom Kaisermühlen-Blues-Idyll, das natürlich auch gestreift wurde, bearbeitet der Text nicht nur die Geschichte des Wiener Gemeindebaus, sondern ist auch ein postmoderner Versuch das Wesen und die unterschiedlichsten Aspekte der Idee „Gemeindebau“ zu fassen. Dem Prinzip der dokumentarischen Prosa verpflichtet, montierte Thierry Elsen unterschiedlichste Textstellen, Aussagen, Zitate, literarische Stellen und Quellen zu einem neuen Text zusammen. Es entstand ein polyphones Ganzes, das mit einer Passage von Alfons Petzold begann.
Das Ergebnis ist ein homogen erscheinender Texte, voller kleiner Risse, Brüche und Spiegelungen – so unterschiedlich wie die Gemeindebauten an sich und deren Bewohner*innen.
Dank an…
Der read!!ing room dankt an dieser Stelle allen Beteiligten, die das Projekt „Wiener Wohnen Anders“ ermöglichten. Neben dem Bezirk Margareten ganz besonders Fanny Gmachl, Andrea Nitsche sowie Helga Leitner-Wlach für den Vortrag. Wir danken auch „Wohnpartner“ im Reumannhof und „neunerhaus“. Ein weiterer Dank ergeht an Stephan Rökl für die Fotos.
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