Vor ziemlich genau vier Jahren kam der Berliner Musiker und Schriftsteller Jörg Reinhardt in den read!!ing room um uns mit seinen kurzen Geschichten und Texten zu erfreuen. Bei seiner Wiederkehr hatte er nicht nur jede Menge neues Material mit im Gepäck, sondern auch sein neues Buch, das im Sisypus-Verlag erschienen ist. “Es soll schön sein” lautet der Titel eines fein gestalteten Taschenbuchs, das auf 120 Seiten Gedichte zu verschiedenen Themen wie “Zeit und ich”, “Stadt und Land” aber auch zum großen Projekt “Schreiben” an sich bietet.
Es soll schön sein
Das titelgebende Gedicht, das Reinhardt in einem wunderbar professionell-gelassenen Vortrag kredenzte, ist eine wunderbare Gabe und ein Geschenk. Es kann nur – wie der Autor betonte – von jemandem gelesen und verstanden werden, der bereits die ersten pubertierenden Wandlungen, die heiße Sehnsuchtsphase inklusive Schmetterlinge im Bauch hinter sich hat, und hoffnungsvoll und voller Freude die Beziehung zwischen dem “Ich” und dem “Du” auf das Wesentliche runterbricht: Es soll eben schön sein.
Alterswitz und Altersmilde
Alterswitz und Altersmilde waren weitere Themen. Ob bei Reinhardts ganz persönlicher “Suche nach einer vergangenen Zeit” im Südosten von England oder wenn es um einen vielleicht letzten Alterswunsch geht. Viele Gedichte sind von einer ziemlichen Abgeklärtheit und stecken voller Trost.
Die Lyrik von Jörg Reinhardt ist unprätentiös, direkt und ohne Schnörkel. Sie ist frei und verzichtet weitgehend auf rhetorische Figuren und komplizierte Metaphernstränge. Das ist Absicht: “Gedichte müssen verständlich” sein, wie der Autor während der Lesung betonte. Gerade weil der Autor sich der Tatsache bewusst ist, dass man an manchen Tagen mal Gedichte nur für sich selbst und sein Notizbuch schreibt (“Gedichte – für wen?”) sind es seine Gedichte, die es verdienen, gelesen zu werden.
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