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Impulslesung: John Sauter

Fünf vor Halbacht traf der Autor ein. Pünktlich um Halbacht schlug die Glocke und John Sauter trug seine Gedichte ungemein rhythmisch vor. Es mäanderte Naturbilder, verbunden mit Metaphern aus der Stadt. Urbanität und Natur trafen nicht nur aufeinander. Sauter verwebt beide Elemente untrennbar.

Alle Sinne werden bedient: Krachende Eierschalen, betäubende Stille wechseln mit surrendem Wind. Und immer wieder der rhytmisch, fast hypnotische Vortrag von Sauter, der bei seiner Lyrik bewusst auf die Musikalität setzt und somit das Genre auf seine Ursprünge zurückführt.

Sehr ursprünglich sind teilweise auch die Bilder. Mythisches mischt sich mit Alltäglichem. Vieles scheint banal. Aber es ist nur ein Schein. Der Tankwart, die Taucherin, die Eierschale, die Wäscheleine sind allzu vertraute Bilder für die meisten von uns.  Sie sind jedoch nur die Staffage oder der sichtbare  Ausdruck für etwas Ursprüngliches, etwas Geheimnisvolles, gar etwas Gewaltvolles.

Sauter malt seine Metaphern in lediglich zwei Farben: Licht und Dunkel. Nicht schwarz-weiß, nicht grau. Es gibt nur Licht und Dunkelheit. Keine Schatten. Einige Metaphern enden abrupt, einige Bilder sind sprunghaft. Aber modernen  Sturm und Drang anno 2019 braucht genau das.

Am Schluss bleibt nur eine Kette gegen die Angst. Ein Talisman? Vielleicht. Vielversprechende Lyrik. Auf jeden Fall.

John Sauter wurde 1984 in Freiberg / BRD geboren. Er studierte  Journalistik und  Kunstgeschichte in Leipzig. Aktuell studiert er Sprachkunst in Wien. Er lebt und arbeitet in Wien und  Leipzig

Letzte Veröffentlichungen: Kathedrale (Verlag: Kick the Flame, LP/CD, Auszeichnung: Album des Jahres, Skillz Award Leipzig, 2017). Charlottenburg (in: Jenny Nr. 5, Walter de Gruyter, 2017)

Im Herbst erscheint sein erstes Buch im fabrik.transit-Verlag in Wien.

Veröffentlicht in Veranstaltungen

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