Der fünfte Abend unseres kleinen Mikrodramen-Festivals stand weitgehend im Zeichen von österreichischen Institutionen. Margit Heumann präsentierte mit einigen Mitwirkenden kleine Dramen, wie sie eigentlich nur in der österreichischen oder deutschen Post spielen können.
Überspitzt nahm sie dabei das, was man im Wirtschaftssprech sehr gerne als “Servicewüste” bezeichnet, aufs Korn. Lange Warteschlangen, Sich-Nicht-Zuständigfühlen und das Verweisen auf das Internet, um ein Formular zu bekommen, sind sicherlich Dinge, die nicht nur auf der Post passieren. Die mit viel Enthusiasmus vorgetragene szenische Lesung dockte somit an die Erfahrungen des Publikums an … In der Tat ging es Heumann eher weniger um ein Post-Bashing, da der Name Post beliebig austauschbar ist…
Funkhaus und Verwaltung
Stefan Reiser schloss nahtlos an und erklärte in einem Monolog. Er erklärte warum sein Ich-Erzähler Schuld daran trüge, dass “Freund Alexander (Wrabetz)” das Funkhaus verkauft habe. Er blieb dem Motto des Abends über einige Strecken treu und las ebenso ein Mikrodrama das eine Variante auf das allseits beliebte Beamt*inn*en-Mikado zeigte (“Wer sich als erster bewegt, hat verloren”). Reiser kombinierte dies mit einem Art Streber-Bingo. Der Autor gab jedoch auch Einblick in persönliche Dramen: Das Einbinden eines Videos in die eigene Webseite kann da schon mal zu einer Art Krise führen, die nur mehr durch ein kathartisches Löschen der Seite ihre Auflösung findet.
In seinem Text “Abschiedsteddy” geigte der innviertler Autor so richtig auf. Er las einen Monolog in dem ein nicht näher definierter Mann seiner vermeintlichen Freundin einen Teddybär schenkte. Der Trick: Man hörte nur den Part des Mannes. Die Antworten der Frau musste sich das Publikum selbst erschließen. Der Monolog war so aufgebaut, dass die Antworten des Gegenübers – ohne ausgesprochen zu werden – präsent und nachvollziehbar waren, was diesem Text eine besondere Note verlieh.
Stefan Reiser überraschte gegen Ende mit einigen Mundart-Miniaturen, in denen er alle Varianten von “Guad” oder “goar” vortrug.
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