Zum Inhalt springen →

Von der Venus von Willendorf bis zu Johanna Dohnal

Anlässlich des Frauentags organisierte der read!!ing room einen spannende Spaziergang durch die Innere Stadt. Christa Bauer, staatlich geprüfte Fremdenführerin und Buchautorin, konnte für diese Tour gewonnen werden. Letztes Jahr begeisterte sie die Besucher*innen des read!!ing room mit einer profunden und äußerst lehrreichen Tour über die “Wiener Hexe” Elsa Plainacher. (Hier geht es zum Nachbericht).

Venus von Willendorf und Maria Theresia

Treffpunkt für den Frauen-Spaziergang war das Maria-Theresien-Denkmal zwischen den beiden großen Museen am Wiener Ring. Die Regentin gehört – neben Sissi – zu den prominentesten Frauen des Habsburgerhauses. Christa Bauer machte es sich zur Aufgabe etliche – zum Teil vergessene oder missverstandene – starke Frauen des Kaiserhauses zu präsentieren. Erzherzogin Sophie, der “einzige Mann am Wiener Hof” sei nur stellvertretend genannt.

Die Vortragende setzte mit ihren Ausführungen sehr früh in der Menschheitsgeschichte an. Die Venus von Willendorf initiierte quasi die Führung. Es folgten weitere spannende Persönlichkeiten, wie etwa Margarete von Tirol, die ihren Mann Johann Heinrich von Luxemburg aus dem heiligen Land Tirol davonjagte – oder davon jagen ließ. Gerade anhand von Margarete von Tirol, die nach wie vor als Margarete “Maultasch” geschmäht wird, sehen wir deutlich, wie Frauen, die eine gewisse, durchaus selbstbewusste politische Rolle spielten, durch die männliche Geschichtsschreibung verunglimpft wurden. Wir schrieben das 14. Jahrhundert.

Widerstand

Die Tour führte durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten – und auch in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, der sehr weiblich war. Als Beispiel sei hier die Salonière Berta Zuckerkandl genannt, die nicht nur versuchte im Ersten Weltkrieg einen Separatfrieden mit Frankreich zu erreichen, sondern geradezu hellsichtig die Machtergreifung der Nazis kommentierte und schließlich im Exil verstarb.

Aber auch in Sachen Bildung war Widerstand lange Zeit notwendig. Marianne Hainisch war einer der ersten Frauen die weibliche Bildung forderte. Erst 1897 durften Frauen in Österreich ein Studium beginnen. Vorher mussten sie etwa in der Schweiz studieren: prominent Vertreterin für diesen Weg ist die Pädagogin Eugenie Schwarzwald, die in Czernowitz eine Lehrerinnenakademie absolvierte und 1895 ihr Studium in der Schweiz begann. Mit Maria Montessori pflegte sie einen pädagogischen Gedankenaustausch, ihre Ideen waren später eine Grundlage für Otto Glöckels umfassende Schulreform.

Auch die Frauenrechtlerin Adelheid Popp, sowie die Frauenministerin Johanna Dohnal, wurden erwähnt. Sie stehen stellvertretend für die sozialdemokratische Frauenpolitik des 20. Jahrhunderts. Besonders Johanna Dohnal setzte zahlreiche Verbesserungen durch, die bereits von ihrer Vorgängerin Adelheid Popp in den zwanziger Jahren im Parlament gefordert wurden.

HERstory

Mit ihrem Mut und ihrer Durchsetzungskraft spielten alle erwähnten Frauen eine entscheidende Rolle bei großen Veränderungen in der Gesellschaft. Viele von ihnen wurden aus der (männlich dominierten) Geschichte herausgeschrieben und durch die Frauenbewegung(en) wieder hinein reklamiert. Etliche bleiben bis heute missverstanden oder werden bewusst falsch dargestellt. Es ist noch viel zu tun!

Veröffentlicht in Veranstaltungen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert