Das Flirten hat im Zeitalter von #MeToo definitiv ein Stück Leichtigkeit verloren. Welch’ glückliche Fügung war es, dass Dalia Jocelie und Max Haberich im Rahmen einer “Jung Wien 2014”-Lesung genau dieses Thema aufgriffen. Beide Autoren bewiesen, dass man zwischenmenschliche Beziehungen auch ohne K(r)ampf besprechen und bearbeiten kann. Max Haberich und Dalia Jocelie traten als gemischtes Doppel in Sachen unterhaltender Literatur auf und lieferten sich (unbeabsichtigt, wie sie uns danach versicherten) eine “Battle of the Sexes” der erfreulichen Art. Das kleine Sprechzimmer im read!!ing room verwandelte sich am vergangenen Montag (05. März 2018) in einen literarischen Main Court für zwei junge Autor*inn*en, die Furore machen möchten.
Aufschlag Jocelie
Die Kärntner Autorin schlug mit der ersten Passage aus ihrem Debüt-Roman „In den Sternen geschrieben“ auf und versuchte gleich einmal mit einem sprachlich sehr flotten Serve-and-Volley-Spiel zu punkten. Sie servierte ansatzlos mit „Wie bandle ich bei einem Vortrag an?“ gefolgt von einer „Menage-à-trois“ und den damit einhergehenden Schwierigkeiten.
Der sehr gut gesetzte Return von Max Haberich ließ nicht auf sich warten. Haberich bewies, dass er sprachlich und metaphorisch eher die klassische Vorhand beherrscht und retournierte mit einer Geschichte von drei Brüdern, die sich nicht nur die Rechnung ihres opulenten Males geteilt hatten.
Unbeeindruckt setze Jocelie auf ihre unbekümmerte Rückhand und setzte zu einer Passage über die Flirtspiele junger Frauen beim Nobelitaliener an. Neckisch und sexy zogen die Ich-Erzählerin und ihre Freundinnen alle weiblichen Register – Klimperaugenaufschlag, Unschuld vom Lande alles dabei – und setzten mit einem Slice zu einem erneuten Punktgewinn an. Jedoch war Max Haberichs Top Spin auch nicht von schlechten Eltern – oder besser gesagt eher von good old fellows. Die Kurzgeschichte “Lüge” zeigte, dass das elitäre Junggesellendasein zwischen edlem britischen Herrenclub und durchtanzten Nächten in angesagten Clubs durchaus anstrengend sein kann… Altherren-Gehabe inklusive.
Satz, Spiel und Sieg: Unterhaltung auf der ganzen Linie
Zum Schuss lässt sich sagen: Satz, Spiel und Sieg für eine äußerst unterhaltsame Lesung, die zwar das eine oder andere Stereotyp durchaus bediente, jedoch dies meistens mit einem formvollendeten Augenzwinkern. Ein „Huch, ja, darf er/sie das denn?“ war das unausgesprochene Motto des Abends und zeigte, dass man auch ganz anders über das “Zwischenmenschliche, allzu Zwischenmenschliche” reden und schreiben kann als es die #MeToo-Debatte vermuten lässt.
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