Harald Jüngst präsentierte bei seinem 4. Auftritt im read!!ing room eine Tour durch die irische Literatur des 20. Jahrhunderts.
Gleich vier Nobelpreisträger aus einem kleinen Land in einer Lesung: Das ist sicherlich eine Eigenheit, die nur die irische Literatur zu bieten hat. Dass Irland neben Yeats, Shaw und Co. jedoch mit Brendan Behan, Flann O’Brian, Colm Tòibìn uvm. noch eine ganze Palette an wunderbaren Autor/innen zu bieten hat, dürfte nach einem unglaublichen Vortrag allen Besucher/innen von Harald Jüngst kleiner Lesereise im read!!ing room eine Gewissheit sein.
Imaginäre Pubtour mit Literatur und Musik
Der Autor, Vortragskünstler und Musiker, der sowohl in Duisburg als auch in Donegal zu Hause ist, stellte spielerisch und leichtfüßig wichtige Autor/innen Irlands vor. Nebenbei führte er das eine oder andere wichtige historische Datum, wie jenes des „Easter Rising“, der sich heuer zum hundertsten Mal jährt, an. Jüngst gab Anekdoten und Anekdötchen um Irlands große Söhne und Töchter Preis. Man hatte den Eindruck als würde man sich auf der legendären Literary Pub Crawl in Dublin befinden oder von einer Statue zur nächsten wandern: Joyce in der Fußgängerzone, Oscar Wilde am Merrion Square und Brendon Behan auf einer Bank sitzend, in Bronze gegossen, am Royal Canal – was in Anbetracht der scharfen Zunge des legendären Trinkers mehr als eine ironische Rache der Dubliner an einem ihrer Originale zu sein scheint.
Musik, Lyrik und Märchenhaftes
Harald Jüngst zeigte eindrucksvoll, wie eng Musik und Lyrik in Irland miteinander verwoben sind. Nicht nur, dass das irische Wappen eine Harfe zeigt und alle Anwesenden mit irischen 1-Cent-Münzen an diesen Umstand erinnert wurden; Harald Jüngst hatte sich im Vorfeld Lieder wie „The Auld Triangle“ und „Whisky in the Jar“ vom Band gewünscht um den Fluß seiner Darbietung auch mit Musik zu untermalen. Nebenbei zeigte gerade „Down by the Sallys Garden“ wie sinnlos die Unterteilung in E-und U-Kunst sein kann, die bösen Zungen zufolge, noch hier und dort vorgenommen wird.
Jüngst ließ seiner Affinität für Märchen freien Lauf und präsentierte gleich zwei märchenhafte Texte. Vor allem Oscar Wildes „Die Nachtigall und die Rose“ sorgte am Vorabend des Valentinstages für den Höhepunkt des Abends – zumindest gewann man diesen Eindruck, wenn man in die zahlreichen Gespräche nach der Lesung hineinhörte.
Einige Texte wurden sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache vorgetragen, was natürlich ein ganz besonderes Erlebnis war. Harald Jüngst ist ein Unterhaltungskünstler im besten Sinne des Wortes. Das Wort Entertainer ist in der deutschen Sprache zu verbraucht, um zu beschreiben, was der Wahlire mit seinem Publikum jedes Mal aufs Neue vorhat: Er trägt vor, singt, witzelt und bindet das anwesende Publikum auf charmante Weise ein. Zum Abschluss inszenierte er sogar noch einen Chor und sang Acapella „Molly Malone“. Der Vorabend zum Valentinstag wurde – Dank an Harald Jüngst – zu einem vorgezogenen Saint Patricks Day.
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