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Buchpräsentation: Knappe Titel

Nüchtern betrachtet fing alles mit “Nüchtern” an. Damit ist nicht eine Phase der persönlichen Abstinenz gemeint, sondern ein Text, den Armin Baumgartner zu Beginn des Lockdowns 2020 schrieb. Rudolf Kraus griff den Text auf und schrieb seine eigene Version von “Nüchtern”. Daraus ergab sich ein Projekt, das im März 2020 begann und nun gut anderthalb Jahre später in Buchform vorliegt – in einer durchaus ansprechenden quadratischen Buchform wie sich schon auf den ersten Blick verraten lässt.

Armin Baumgartner und Rudolf Kraus im read!!ing room. Buchpräsentation am 21. September 2021

Lockdown-Projekt

Armin Baumgartner und Rudolf Kraus schrieben nicht einfach drauf los. Sie setzten sich Regeln. Das ist in einer Zeit in der Regeln dauernd in Frage gestellt werden, vielleicht etwas ungewöhnlich. Die Texte durften in ihrer jeweiligen Länge eine Buchseite nicht übersteigen. Der Titel wurde im Wechselspiel vorgegeben und bestand (meistens) aus einem Hauptwort (was den Titel des Buches erklärt).

So entstand eine Art literarisches, auf Reduktion orientiertes, Pingpong. Leider hielten die Autoren und/oder der Verlag das Prinzip des Aufbaus nicht ganz durch, da der Titel des Werkes ja aus einem charakterisierenden Beiwort und einem Hauptwort besteht. Aber das ist nur das berühmte Haar, das man in der Buchstabensuppe finden kann (wenn man will). Kleiner Exkurs: Armin Baumgartner und Rudolf Kraus haben sich nicht mit dem Begriff Haar, sehr wohl aber mit dem Bart, beschäftigt.

Die Texte wurden in jener chronologischen Reihenfolge abgedruckt, in der sie verfasst wurden. Es sollte ja kein Lexikon mit literarischen Mitteln werden, obwohl auch diese Lesart durchaus möglich ist.

Rudolf Kraus, Hans Dickinger, Armin Baumgartner (Foto Hans Dickinger)
Rudolf Kraus, Hans Dickinger, Armin Baumgartner (Foto Hans Dickinger)

Gattungen und formale Kriterien wurden nicht vorgegeben. Ein Prosatext antwortet beispielsweise auf einen kurzen Prosatext (“Puppe”). Auch Wortgeschichtliches und Semantisches kommen nicht zu kurz. Armin Baumgartner und Rudolf Kraus setzen immer wieder zu eigenen literarischen Definitionsversuchen der vorgegebenen Titel an. Stellvertretend sei an dieser Stelle das “Bankerl” genannt. Auch inhaltlich ist das literarische Match sehr interessant. Einige Texte nähern sich inhatlich deutlich an und können als Varianten ein und desselben Themas stehen. Andere Texte sind in Form und Gestaltung vollkommen konträr.

“Knappe Titel” lässt sich kreuz und quer lesen. Die Texte sind namentlich nicht gekennzeichnet (außer im Inhaltsverzeichnis). Dieser Umstand ist durchaus ein Vorteil. Es ermöglicht dem Leser oder der Leserin zu raten, welche Gedanken von welchem Autor stammen. Kennerinnen und Kenner der Werke von Armin Baumgartner und Rudolf Kraus sollte diese Übung meist leicht gelingen.

Armin Baumgartner . Rudolf Kraus
Knappe Titel
Ein Dialog in Lyrik und Prosa

€ 22,90
192 Seiten, Klappenbroschur
978-3-903442-03-0

Ein Ansichtsexemplar liegt im read!!ing room auf.

Veröffentlicht in Allgemein Veranstaltungen

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