Der dritte Abend des Mikrokosmos-Festivals brachte einen Stilbruch. Nach einem tierischen Abend und einem Blick in die österreichische Seele geriet der read!!ing room am Abend des 8. Junis in die “Beziehungsebenen”.
Die Stimme des Propheten
Die amerikanische Autorin E.M. Slocum hatte unter dem Titel “Ein Irgendwer” einen Beitrag eingereicht, der sich mit den menschlichen Bedingungen des Smart-Phone-Zeitalters beschäftigte. Die Schauspielerin Stefanie Gmachl übernahm für die in Köln lebende Autorin den Vortrag.
In “Ein Irgendwer” skizziert Slocum eine Figur, die gegen die Fokussierung der Menschen auf ihre Smart Phones anspricht, teilweise sogar anschreit. Der Text, der auf platten Kulturkritizismus mit erhobenem Zeigefinger verzichtet, erschafft eine “vox clamantis in deserto digitalis” – einen Propheten, der in der digitalen Welt nichts wert ist. Keine Aufmerksamkeit und kein Interesse am Gesagten – egal wie wütend und verzweifelt die Anklage ist. Er oder sie bleibt ungehört.
E.M. Slocum setzt bei ihrem Monolog kunstvoll auf Binnenreime. Das immer wieder kehrende “Nimmermehr” verlinkt wahrscheinlich ganz bewusst zu Edgar Allan Poes “Der Rabe” (“Nevermore”). Bei Poe geht es um einen Mann, der Linderung für seine Seele finden will, bei Slocum ist es ein Ich, das sich gegen die digitale Masse behaupten will.
Beziehungsstatus
Martin Peichl und Barbara Rieger schlossen inhaltlich mit “Zurückweisungen” an. In 70 verschiedenen Formen wurde der Beziehungsstatus zwischen zwei Menschen ermittelt und damit die unterschiedlichsten Formen des Zusammenseins in den unterschiedlichsten Varianten durchgespielt. Als zweiten Text lasen die beiden Autor*inn*en das für Ö1 geschriebene Hörspiel “Hoffnungsschimmer”, das man online noch nachhören kann.
Im Mittelpunkt des Textes befinden sich ein Mann und eine Frau. Der Text dreht sich wahrscheinlich um eine Beziehung, vielleicht um Freundschaft plus oder doch nur um den Wunsch nach einer schnellen Nummer. Die 34 Hoffnungsschimmer drehen um moderne Beziehungen, in denen nichts “fix” ist und in denen man auch nicht “fix” zusammen ist – auch wenn… To be continued.
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