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Tierisches, allzu Tierisches: Richard Weihs liest (und spielt).

Wir beginnen gleich mit einer Entschuldigung. An und für sich ist das ja das Ressort von Herbert W., aber diesmal fühlen wir uns gedrängt mit einem aufrichtigen “Mea Culpa, Mea Maxima Culpa” die Review von “Richard Weihs liest” zu beginnen. Und genau dort liegt der Hund begraben.  Aufmerksame Leser*innen unseres Programms beanstandeten  zurecht: “Da steht ja, dass der Weihs liest … wieso zeigt’s denn ein Bild mit einer Quetschen…”.

Richard Weihs beantwortete diese Reklamation mit Bravour und brachte kurzerhand die “Quetschen” einfach mit. Und der begrabene Hund spielte in gewisser Weise auch eine literarische Rolle, denn die meisten Texte, die der Meister aus Mariahilf las und sang und spielte, handelten von jenen lieben Viecherln, die uns mehr oder weniger ans Herz gewachsen sind.

Hunde, Katzen, Leguane, Fledermäuse und andere Haustiere

Nun denn… vom begrabenen Hund ist es sprichwörtlich nicht so weit bis zur “Krot” (hochdeutsch: die Kröte), die dann hin und wieder auch gefressen wird  – oder werden muss. Richard Weihs erläuterte den Ursprung der Redewendung “die Krot fressen” mit einer ganz eigenen Geschichte. Volksetymologie ist doch meistens etwas Wunderbares. Der gelungene Ausflug wurde nahtlos fortgesetzt. Ausflüge ins Wienerische – und zwar ins tiefste und dreckige Wien mit entsprechendem Lokalkolorit in der Stimme – wechselten sich mit Satirischem ab. Richard Weihs bewies dabei auch seine parodistischen Qualitäten, indem er einen Text im André-Heller-Ton vortrug.  Er wechselte nahtlos vom nasalen Ton Hellers ins Nuscheln eines Hans Moser. Selbstredend wurde aus der “Blattlaus” eine “Filzlaus”. Weiter ging es im breiten Wiener Dialekt. Danach kredenzte er im reinsten Hochdeutsch die erotische Ausstrahlung von Küchengeräten (siehe Video). Richard Weihs las etliche Texte aus “Kleine Freiheiten”, das bereits 2010 im arovell-Verlag erschienen war und besprach alles was vier bis sechs Beine oder Flügel hatte. Es war ein schöner Reigen an Katzen, Hunden, Leguanen und Fledermäusen, den Richard Weihs mit Quetsche, Maultrommel oder Fußgestampfe aufführte. Man kam sich ein wenig vor wie in einem Schönbrunner Kuriositätenkabinett mit Streichelzooeffekt.

EM-Euphorie auch im read!!ing room

Richard Weihs war so freundlich seine Lesung mit dem parallel laufenden Spiel der österreichischen Fußballnationalfrauschaft abzustimmen. Das Elfmeterschießen gegen Dänemark wurde dann bei einem kalten Getränk via Handys und Tablets in der Pause verfolgt. Das Ausscheiden der Frauen sorgte nur für einen kurzen Dämpfer, da Richard Weihs es meisterhaft verstand das Publikum mit seinen Gedichten, Texten und Liedern zurück ins Boot zu holen.

https://www.facebook.com/readingroomwien/videos/1672851952749593/

Veröffentlicht in read!!ing room Organisatorisch

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