Auf Anfrage einiger Mitarbeiter*innen der Mediengruppe Wiener Zeitung organisierte der read!!ing room einen besonderen Spaziergang, der sich den dunklen Kapiteln der Geschichte des 5. Wiener Gemeindebezirks widmete. 2025 ist auch in dieser Hinsicht ein Gedenkjahr, da das Ende des Zweiten Weltkriegs und das Ende der Nazi-Herrschaft in Österreich 80 Jahre zurückliegt.
Der Rundgang führte durch die Nikolsdorfergasse und Siebenbrunnengasse – Straßenzüge, die hinter den Wohnhausfassaden Geschichte(n) aus diesem dunklen Kapitel bereithalten. Sie müssen nur geborgen werden.
Pogrome und Widerstand
Die Route über die Nikolsdorfergasse offenbarte die Schicksale widerständiger Personen, zeigten auch, dass man sich auch mit dem damaligen Regime zu arrangieren versuchte. Gleich drei Gedenkhinweise erinnern an die Synagoge in der Siebenbrunnengasse und an ihre mutwillige Zerstörung während der Novemberpogrome.
Hier, wie in vielen anderen Teilen Wiens, wurden jüdische Geschäfte zerstört, Wohnungen geplündert und Menschen misshandelt. Der „Volkszorn“ der Wiener*innen musste sogar gestoppt werden. Dies macht deutlich, wie der staatlich organisierte Terror das Leben der (jüdischen) Bevölkerung binnen kürzester Zeit zerstörte.
Geschäfte, Wohnhäuser und kleine Betriebe und die dort eingelagerten Kunstschätze wurden im Zuge der Arisierung ihren rechtmäßigen Besitzer*innen entrissen. Die Teilnehmer*innen erfuhren von konkreten Einzelschicksalen, wie jenem der Firma Bernhard Altmann, die die systematische Enteignung und Verfolgung greifbar machten.
Trümmerfrauen und Restitution
Der Stadtspaziergang verwies aber auch auf Prozesse, die bereits ab dem Jahr 1945 geführt wurden, auf Restitutionsfragen und auf das Engagement der Trümmerfrauen, die Margareten zum ersten „schuttfreien“ Bezirk in Wien werden ließen. Aber auch solche alltäglichen Einrichtungen wie Luftschutzkeller und deren Markierungen wurden gezeigt.
Die Tour verdeutlichte, wie wichtig es ist, diese Geschichte wach zu halten. Viele der damaligen Ereignisse sind heute nicht mehr unmittelbar sichtbar, aber ihre Spuren sind bei genauem Hinsehen noch immer erkennbar.
Der read!!ing room leistet mit seinen kult.touren einen Beitrag zur Erinnerungskultur. Die teilnehmenden Personen erhielten (und erhalten auch in Zukunft) nicht nur historische Fakten, sondern auch Einblicke in die persönlichen Geschichten der Menschen, die hier lebten.
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