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Grenzenlose Sprachen

  1. Ruth Schenk kam mit einer Idee in den read!!ing room. Sie wollte einen  ihrer englischen Texte in unserem kleinen Souterrain vorstellen. Gesagt getan: Aus der Idee einen einzelnen englischen Text zu lesen, wurde schnell ein ganzer Abend im Zeichen der Sprachen und der Internationalität.

Die Übersetzerin hatte eine wunderbare Satire zum Thema “Süchte” vorbereitet. Die Ich-Erzählerin drehte den klassischen Lebensberater/innen-Spieß um, indem Sie versuchte, die für sie passende Sucht zu finden. In einer äußerst polierten Sprache präsentierte Ruth Schenk einen Text, der die Abgründe des menschlichen Seins beleuchtete – Rauchen, Alkohol und Sex in den unterschiedlichsten Schattierungen wurden beleuchtet. Schenk schrieb eine Satire auf den Selbstoptimierungs,- Beratungs- und Wellnesswahn, der um sich greift: Poliert, geschliffen und trotz aller Explizität niemals vulgär. Es war der krönende Abschluss eines spannenden Abends

Kroatisch, Luxemburgsisch und Englisch – eine bunte Mischung

Ninoslav Marinkovic eröffnete den Abend mit Essays in Kroatisch und Deutsch. Der aus Osijek stammende Autor und Lehrer schreibt mehrheitlich Deutsch und hatte einige seiner Texte in seine Muttersprache übersetzt. Er streifte die Themen Meinungsfreiheit, Wiederholung der Geschichte oder den Tod von Vorbildern in einer sehr poetischen Sprache. Vor allem sein Text zur Meinungsfreiheit war ein wunderbarer Kommentar zur aktuellen Lage. Marinkovic stellte die wichtige Frage, ob wir als Demokrat/innen bereit sind, das Recht auf Meinungsfreiheit zu verteidigen, auch wenn wir die grundlegende Meinung des anderen nicht teilen. Oder mit einem Beispiel formuliert: Lasse ich sexistische oder rassistische Äußerungen zu, weil mir das Recht auf freie Meinungsäußerung wichtiger ist, als eine offensichtlich gegen meine Werte und gegen den guten Anstand erhobene Meinung? Ein Dilemma, das nicht so schnell gelöst werden kann…

Neil Y. Tresher bildetet mit seinem Tagebuch eines Stalkingfalles ein Art Zwischenstück zwischen den beiden Texten. Weitaus weniger politisch und gesellschaftskritisch beschrieb er in einem kurzen Text mit dem Titel “Et get lo duer” (Es reicht jetzt…), dass Liebe sehr schnell zu Hass werden kann. Alle drei Autor/innen wurden dem Untertitel der Lesung: “O-Ton: Sind die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt?” eindeutig gerecht, da – egal in welcher Sprache die Texte dargeboten wurden – alle Menschliches, allzu Menschliches präsentierten.

https://www.facebook.com/readingroomwien/videos/1578432638858192/

Veröffentlicht in Veranstaltungen

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