Ulrike Winkler-Hermaden präsentierte gestern in der Wiener Buchboutique in der Karolinengasse ihr neues Buch mit dem prägnanten Titel “Seemann spricht”. Die Autorin ist eine aktive Teilnehmerin bei den Dienstagsschreiber*innen. Daher war es dem read!!ing room eine besondere Ehre der Buchpräsentation beizuwohnen.
Seemann und Susanne
Die Figuren der neuen Novelle werden alle mit Nachnamen angesprochen. Ausnahme ist die Protagonistin Susanne, eine Gerichtsreporterin, die in ihrer Freizeit Gelegenheitsbegegnungen mit ihr unbekannten Menschen fiktive Biographien andichtet. So auch in “Seemann spricht”. Die zweite Hauptfigur ist besagte Seemann.
Das neue Buch von Ulrike Winkler-Hermaden schildert somit die Begegnung einer jungen und einer älteren Frau. Seemann, deren Vornamen wir nicht erfahren, diktiert quasi ihre Lebensgeschichte. Susanne schreibt auf – bevorzugt in Arial Narrow, 12 Punkt, Zeilenabstand 1,5. Die Leser*innen erfahren, was es mit dem Namen “Seemann” auf sich hat, wieso Seemann in ihrem Leben drei Männer hatte, die noch immer – alle an die hundert Jahre alt – pünktlich um 15.00 Uhr zur Jause kommen – natürlich per individueller Anreise im eigenen Auto und persönlichem Rolator. Zentral sind jedoch nicht die Männer, sondern jene Geschichten, die sich die Protagonistinnen erzählen, fabulieren und schreiben. Dabei steht immer die Frage im Raum: Was ist Wahrheit? Was ist erfunden?
“Ich bin einfach alt”
Es seien die Männer, die Seemann unendlich müde machten, vor allem, wenn diese bei selbst gebackenem Gugelhupf in der Verniedlichungsform über die Dinge reden, die Seemann wichtig sind. Die Beziehung zu den Männern ist ebenso zwiespältig, wie ihr Verhältnis zum Alter und zur Wahrheit. Getröstet wird sie von einer modernen Keramikskulptur, die den treffenden Namen “Trost” trägt.
Seemann ist stur genug selbst- und eigenständig leben zu wollen, auch wenn sie gerne einen Partner hat und ein Faible für Tele Novelas im Fernsehen. Seniorenhäuser stehen für Seemann auf der gleichen Stufe wie Nacktschnecken – beides für die Protagonistin der Novelle ein – wie man heute so schön sagt – ein NO GO.
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