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Ruchloses Margareten: Auf den Spuren der dunklen Seiten des 5. Bezirks

Nach zweijähriger Pause führte eine außergewöhnliche Tour durch Wien-Margareten zu den weniger bekannten Kapiteln der Bezirksgeschichte – von Unterschlagungen bis hin zu literarischen Skandalen.

Bei angenehmen Temperaturen versammelten sich die Teilnehmer:innen am Margaretenplatz, um gemeinsam die „ruchlosen“ Seiten des 5. Bezirks zu erkunden. Der Startpunkt war bewusst gewählt: Der Platz mit seiner interessanten tschechischen Vergangenheit steht exemplarisch für die bunte Vielfalt Margaretens. Hier hatten nicht nur die tschechischen und slowakischen Gemeinden ihre Institutionen, sondern auch die ungarische Community, die nach 1956 in Wien eine neue Heimat fand.

Vom Fußballskandal zu literarischen Affären

Doch die kulturelle Vielfalt war nur der Ausgangspunkt für deutlich weniger ehrbare Geschichten. Der erste Fall der Tour führte in die 1920er Jahre zu einem slovakischen Sparverein, wo es um Unterschlagung von Geldern ging, die dem Fußballsport zugutekamen – eine Parallele zu modernen Skandalen, jedoch aus einer anderen Epoche.

Die Route führte die Gruppe über die Hofgasse zur Schlossgasse, weiter über die Siebenbrunnenhasse und die Zentagasse in die Jahngasse. Bei jedem Halt wurden neue Kapitel der Bezirksgeschichte aufgeschlagen: Gleissprengungen, literarische Skandale und ein breites Spektrum gesellschaftlicher Tabubrüche prägten das Programm.

Vielfältige Themenpalette der Untugenden

Das Spektrum der behandelten Themen war bemerkenswert breit gefächert. Neben den bereits erwähnten Unterschlagungen und Gleissprengungen standen auch Prostitution, Zechprellerei und BDSM-Kultur auf der Agenda. Einen emotionalen Höhepunkt bildete das Gedenken an Hugo Bettauer, der vor genau 100 Jahren ermordet wurde.

Die Tour endete im „Perchentstüberl“, einem Lokal, das wie in den 1990er Jahren stehengeblieben zu sein scheint. Hier, in dieser durchaus harmlosen Umgebung, die einst von der Lyrikerin Friederike Mayröcker aufgrund der Nähe zu ihren Wohnungen frequentiert wurde, klang der Rundgang aus.

Schwere Kost mit heiteren Momenten

Die Organisator:innen waren sich der Herausforderung bewusst, die das nicht alltägliche Themenspektrum mit sich brachte. „Bisweilen war es keine leichte Kost“, räumten sie ein. Dennoch gelang es, die ernsten Themen durch anekdotische Auflockerungen zu ergänzen – etwa durch Geschichten vom „heiteren Bezirksgericht“ oder über die Figur Hermes Phettberg.

Nach gut zwei Stunden endete die außergewöhnliche Zeitreise durch die weniger bekannten Seiten Margaretens. Die Tour kann jederzeit angefragt werden und bietet eine ungewöhnliche Perspektive auf die Bezirksgeschichte – fernab der üblichen touristischen Pfade.

Die „Ruchloses Margareten“-Tour zeigt eindrucksvoll, dass auch die dunklen Kapitel der Stadtgeschichte ihren Platz in der kollektiven Erinnerung verdienen und zur Vielschichtigkeit urbaner Identität beitragen. Weitere Infos zu unseren kult.touren finden Sie unter: Unsere kult.touren

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